“Persian Orange” 2020

Mit meiner jüngsten Sequenz “Persian Orange” habe ich das ganze Jahr über ein Projekt der Malerei mit nur zwei Formaten begonnen. Ich habe mich für ein großes Format – 300 cm hoch und 190 cm breit – und ein kleines Format von 60 x 50 cm entschieden. Exhibitionismus pur! Ich begann die Serie in 2020 und bis jetzt umfasst sie 15 großformatige Gemälde und 60 Werke im Kleinformat. Die Entscheidung über das Format ist für mich sehr wichtig, denn es ist die allererste von vielen weiteren Entscheidungen, die folgen werden. Es ist auch der Moment, in dem ich beginne zu verstehen, was ich von dem Gemälde will, bevor ich mit dem kontrollierten Farbschmierereien und völlig zufälligen Spritzern beginne. Intuition ist für mich wichtig, aber nicht genug. Meine Lösung muss auch logisch sein. Normalerweise wähle ich sehr sorgfältig bestimmte Fotos aus, die ich als Grundlage verwende. Dieses Mal jedoch habe ich meine Routine geändert und habe ein paar Selfies gemacht kurz bevor ich mit der Farbe auf die Leinwand ging. Man sieht sofort, dass diese Arbeiten in “einem Atemzug” entstanden sind.

Die 60 kleinformatigen Gemälde sind auf HDF-Platten gemalt und stellen eine Gruppe von Selbstporträts dar, die mit pulsierenden rosa, blinkenden gelben und tropfenden Farbeffekten in Szene gesetzt werden. Mit dieser Serie zelebriere ich Farbe und Chaos im Exzess. Zum ersten Mal habe ich zarte Pigmente wie Magic Blue, Space Indigo, Perlglanz Blue, Space Turquoise, Magic White und Space Red verwendet. Zu sehen ist vielleicht nicht unbedingt ein Porträt. Es ist eher so, wie wenn man in die Wolken schaut und nach einer Form sucht, die man wiedererkennt. Man verliert sich in Pinselbewegungen und die Augen folgen einem Fleck, um zu einem anderen zu springen. Die Arbeit ist sehr lebendig, fast schon humorvoll. Wegen ihrer Größe ist sie leicht zu handhaben, und ich habe es genossen, Menschen zu betrachten, die sie kombinieren, drehen und aus ihnen verschiedenartige Puzzles machen. Die Arbeit ist so gemacht, dass es leicht “recycelt” werden kann und in direkter Kommunikation mit dem Raum steht, in dem es sich befindet.

Der Prozess der mehrfachen Wiederholung desselben Motivs ist sehr charakteristisch für diese Sequenz. Die Wiederholung hat etwas fast Spirituelles und Verführerisches. Die Arbeit an dieser speziellen Serie hat mich definitiv in einen anderen Geisteszustand versetzt. Wenn man an mehreren Bildern gleichzeitig arbeitet, befreit man sich automatisch von all den unnötigen Faktoren, die den Malakt unterbrechen, um instinktiver und intuitiver zu werden. Wenn man ein Motiv immer und immer wieder wiederholt, verwandelt sich das Motiv in Energie und es verändert seine Bedeutung. 

Der Titel “Persian Orange” kommt von einem bestimmten Farbton, den jedes Bild dieser Serie enthält. Die Suche nach dem Titel ist immer dasselbe Schema. Ich gehe in die Wikipedia der Farben, wo endlose Listen von Farbsystembeschreibungen, ihre Paletten und ein ganzes Universum von Farbnamen zu finden sind. Ich suche mir gerne die verrücktesten heraus. Allerdings sollte der Name absolut nichts mit dem Thema des Gemäldes zu tun haben. Es ist ein kleines Spiel, das ich gerne mit den Betrachtern der Bidler mache. Weil ich in allem anderen so präzise bin, ist es einfach lustig, die Skepsis der Leute zu sehen.

 

Über die Arbeit

In der Arbeit von Ana Pušica ist die Aktion des Malens fundamental. Es ist der Moment, in dem physische Impulse und die visuelle Vorstellungskraft auf der Leinwand vereint werden. Es ist der kreative Akt an sich, der determinierend ist.

Die Bilder sind Ausdruck von Pušicas Subjektivität. Sie reflektieren die Poesie ihrer inneren Welt, als eine Vermischung von Erinnerungen, Ideen und Zitaten ihrer bevorzugten Autoren. Die Handbewegung ist genauso wichtig wie das Sujet, da die Impulse für diese physische Bewegung die Verkörperung ihrer Gedanken offenbaren. “Ich bin jemand, der in seiner eigenen Blase lebt. Auch wenn das sehr ruhig erscheinen mag, nur so kann ich mich wahrhaftig ausdrücken.”

Ana Pušicas Kunst ist ein physischer Akt, direkt, intuitiv und aus der Bewegung heraus. Darin steckt viel Energie, weshalb sie hauptsächlich auf großen Formaten arbeitet. Diesen Platz benötigt sie auch,  um überhaupt diese geballte Kraft unterzubringen und in den Rahmen einzuspannen. “Ich versuche aus einer Kombination verschiedener Techniken eine neue und interessante Oberfläche zu schaffen und nutze dafür eine Menge diverser Bewegungen, Gesten und Zufälligkeiten.” Aus der Mixtur der Oberflächen und Schichten entsteht schließlich so etwas wie ein figürliches Bild.

Die Idee hinter der Arbeit ist die Entwicklung einer Dynamik und Materialität durch Farben. Manchmal sind die Oberflächen stark bearbeitet, manchmal ausdrucksstark flüssig oder sie sind extravagante Farbtropfen. Die Bilder sind nicht abstrakt, aber auch nicht strikt figurativ. Obwohl kein identifizierbares Porträt abgebildet ist, rufen die Bilder vielseitige Assoziationen hervor: rotes, heißes Magma, freches Pink und Orange oder wolkige Farbspektren. Im Ergebnis strahlen die Bilder eine intensive Helligkeit aus.